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DEMO ESSEN 16.4.

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 16. April 2005



Demo-Bericht Essen


Unter dem Motto „Keine Waffen für Israel“ wurde am Sonnabend in Essen demonstriert. Dem Aufruf des Aktionsbüros West folgten nach meiner Zählung ca. 270 Teilnehmer, nach Angaben der Polizei 280.

Zum Auftakt sprachen ein Kamerad aus Celle (Niedersachsen), der an diesem Tag seine erste öffentliche Rede hielt und diese Aufgabe glänzend erledigte, sowie Alexander Hohensee.

Der anschließende Umzug führte nicht, wie zeitweilig gerüchteweise kursierte, über eine Strecke von elf Kilometern, sondern es waren eher sechs; aber auch auf diese Distanz konnten außer den üblichen schreienden oder pfeifenden Antifaschisten eine Menge Menschen direkt erreicht werden.

Besondere Zwischenfälle gab es nicht; es flogen ein paar Eier. Ansonsten übte sich die Polizei ein wenig in Repression. Zuerst nahm sie jemanden fest, weil der gerufen hatte „Hopp, hopp, hopp im Schweinsgalopp!“ oder möglicherweise auch „Hopp, hopp, hopp, Schweine im Galopp“. Ein paar gerade im Laufschritt den Zug entlang eilende Polizeibeamte fühlten sich davon erstens angesprochen und zweitens beleidigt. Als der Teilnehmer festgenommen worde, machte ein anderer weitere Demonstranten darauf aufmerksam, indem er rief: „Festnahme, hierherkommen!“ Die Aufforderung an mündige Bürger, sich eine Festnahme anzuschauen und vielleicht bei der Gelegenheit Polizeibeamte nach dem Grund der Festnahme zu fragen, soll angeblich „versuchte Gefangenenbefreiung“ darstellen. Man kann dem, der da in einen solchen merkwürdigen Verdacht gerät, nur den Rat geben, Gegenanzeige wegen Falschbeschuldigung (Falsche Verdächtigung) zu erstatten; damit solche Merkwürdigkeiten nicht einreißen. Gleiches könnte man dem Kameraden empfehlen, der am Ort der Auftaktkundgebung ein linkes (wild geklebtes) Plakat von einem Müllcontainer abriß und wegwarf. Von Polizisten darauf angesprochen, daß er bitte keinen Müll auf die Straße werfen solle (was ja auch völlig richtig ist! Gehört sich nicht – selbst nicht, wenn der Müll linke Plakate ist), nahm der Mann das zerfetzte Plakat, das noch von Kleister oder Regen feucht war, und klatsche es an genau den Müllcontainer, von der er es vorher abgezogen hatte. Daraufhin stellte die Polizei seine Personalien fest, um ihn wegen „wilden Plakatierens“ zu belangen. Auch das kann man schon nicht mehr als schlechten Witz ansehen, sondern muß es als Frechheit betrachten. Auch dagegen sollte, wie erwähnt, mal vorgegangen werden, damit die Herrschaften sich so was künftig abgewöhnen! Wir spielen hier ja nicht Skat mit Studenten, nicht wahr?!

Davon abgesehen blieb es, wie erwähnt, recht ruhig. Von den angekündigten 2.000 Gegendemonstranten war nur ein Bruchteil zu sehen; nach von Stoertebeker-Netz verbreiteten Berichten sollen sie sich möglicherweise auf bis zu 900 summiert haben. Eine Zahl, die ich aus eigener Beobachtung auch nicht bestätigen kann, aber vielleicht zog die bürgerliche Masse der Gegendemonstranten es vor, nicht einmal in Sichtweite von so bösen Menschen wie mir zu kommen. Vielleicht habe ich so was wie den bösen Blick?!

Auf der Zwischenkundgebung kamen Axel Reitz und meine Wenigkeit zu Wort.

Danach nahmen wir die zweite Hälfte der etwa sechs Kilometer in Angriff, so daß wir wieder am Bahnhof landeten. Dort sprach zum Abschluß noch Siggi Borchard. Da der festgenommene Kamerad zwischenzeitlich wieder zu uns gestoßen war, konnte die Veranstaltung danach beendet werden.

Der Westdeutsche Rundfunk erwähnte noch, daß es bei einem Durchbruchsversuch von Linken durch eine polizeiliche Absperrung fünf (leicht) Verletzte gegeben habe; wieviele davon Polizisten und wieviele linksradikale Angreifer waren, wurde nicht erwähnt. Von Festnahmen bei den Angreifern ist übrigens bezeichnenderweise nichts erwähnt. Vielleicht haben sie versäumt, „Hopp, hopp, hopp, im Schweinsgalopp!“ zu rufen. Sonst wären vielleicht auch von ihnen ein paar festgenommen worden....

Christian Worch

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