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Demos Sangerhausen und Merseburg, 3. und 4. Juni 2005

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 5. Juni 2005



Bericht Sangerhausen/Merseburg

Am Freitag, dem 3. Juni, fand die erste von zwei Demonstrationen statt, die sich gegen die überfallartige Auflösung einer Grillfeier von Kameraden in Sotterhausen richtete. (Thema war: Gegen behördliche Repression und polizeiliche Übergriffe.) Bei strahlendem Sonnenschein und fast zu warmen Temperaturen versammelten sich ca. 180 bis 200 Teilnehmer. (Meine Zählung: 194; Polizeiangabe: 190; Presse: 200). Zur Auftaktkundgebung sprach ein älterer Kamerad aus der Region, Herbert.
Auf den zwei Zwischenkundgebungen sprachen die Kameradin Ivonne Mädel aus Thüringen und der Kamerad Andreas Biere aus Magdeburg sowie meine Wenigkeit. Am Markt hatten bürgerliche Gutmenschen uns eine „symbolische Straßensperre“ in Form von niedergelegten Blumen, Windlichtern und Kerzen hinterlassen; die kostenlose Verfügbarkeit von Blumen führte zu den freundlichen Bildern, daß Nazi-Männer Nazi-Frauen Rosen überreichten. (Wahrscheinlich ist die Rose DIE typische Nazi-Blume: Schön und dornig.) Nennenswerte weitere Aktivitäten von Antifaschisten konnten wir nicht direkt feststellen. Nach Polizeiangaben wurde einmal (außerhalb unserer Sichtweite) eine Sitzblockade von vielleicht 40 Personen geräumt, und an der „symbolischen Straßensperre“ sollen zweihundertfünfzig Personen teilgenommen haben. Ob diese Zahlen realistisch oder übertrieben sind, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Nachdem der anschließende Grillabend ungestört blieb (die mit Einsatzkräften verfügbare Polizei wünschte lediglich mit einer kurzen Ortsbegehung festzustellen, daß keine Live-Musik gespielt wurde und von den Teilnehmern kein Eintrittsgeld erhoben wurde), ging es am folgenden Sonnabend zur nächsten Demonstration nach Merseburg, dem Sitz der Polizeidirektion.

Während ich in der Vorbereitung damit gerechnet hatte, daß an einem Sonnabendmittag mehr Demonstranten zusammenkommen würden als an einem Freitagabend, bewies sich in der Realität genau das Gegenteil: Wir waren in Merseburg um 100 Personen. (94 nach meiner Zählung; Angaben der Polizei oder Medien sind noch nicht bekannt.) Das Wetter war milder, aber immer noch angenehm sonnig. Auf den Zwischenkundgebungen sprachen die Kameraden Quaas aus Merseburg und Sascha Krolzig aus Hamm sowie meine Wenigkeit. Gutmenschlich-antifaschistische Gegenaktivitäten hielten sich in Grenzen – einmal mußte der Zug für knapp fünf Minuten gestoppt werden, weil die Polizei eine Sitzblockade zu beseitigen hatte. Darüber hinaus hatte die PDS unweit unseres Ausgangsortes und an der Route der Demonstration liegend eine Versammlung angemeldet, auf der sie u.a. für Gegendemonstranten kostenlos Essen austeilen wollte, was eine sehr soziale Idee ist. Versuche einzelner Kameraden, sich dort ebenfalls zu verköstigen, wurden von den Initiatoren allerdings zurückgewiesen.
Für Nazis gab’s nix zu essen. Ich glaube, das nennt man in marxistischem Sinne Zwei-Klassen-Gesellschaft. Verhungert ist natürlich trotzdem kein Teilnehmer....

Mit besten Grüßen
Christian Worch

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