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Demo Dresden 11.2.2006


Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 12. Februar 2006


Gestern fand in Dresden die nunmehr schon traditionelle Kundgebung der JLO (Jungen Landsmannschaft Ostpreußen) aus Anlaß des Terrorbombardements auf Dresden statt.

Im Vorfeld hatte die Frage zu interessierten Erörterungen im Kameradenkreis geführt, ob das zahlenmäßig überragende Ergebnis der letztjährigen Demonstration auch nur annähernd wiederholt werden könnte. Da es diesmal kein „runder“ Jahrestag war (der 61.) und da auch die medienmäßige Hysterie bezüglich aller sechzigsten Jahrestage nicht mehr gegeben war, ging man allgemein davon aus, daß es deutlich weniger werden würden. Ich persönlich hätte auf zwei- bis dreitausend geschätzt. Eine tatsächliche Zählung (soweit die unüberschaubaren, aber auflagenmäßig auch nicht geordneten Reihen überhaupt zählbar waren) ergab knapp über viertausend. Da ich im letzten Jahr knapp über fünftausend gezählt hatte, waren es nur ungefähr tausend weniger. Der mitteldeutsche Rundfunk gibt übrigens teilweise 4.000 und teilweise 4.200 an, also fast exakt im Bereich meiner Zählung. (Nein, ich habe dem MDR KEIN Interview gegeben, sie haben die Zahl nicht von mir.....) Die Veranstaltungsleitung spricht wie im Vorjahr von rund 8.000. Auch wenn ich diese Zahl für stark übertrieben halte, muß der Veranstaltungsleitung doch zugute gehalten werden: Einer unserer beiden Busfahrer, der den Zug über die Brücke vom Parkplatz aus beobachtete, hatte auf zehntausend geschätzt; der andere, ein wenig ältere, meinte, es seien wohl weniger gewesen, aber nicht so viel weniger. Vielleicht muß man wie bei den Temperaturangaben der Wetterdienste künftig zwischen relativ genauen tatsächlichen Zahlen und einer „gefühlten Zahl“ an Demonstranten unterscheiden.

Ganz am Anfang konnten wir- wenngleich aus einige Entfernung – sehen, wie eine ungleich geringere Zahl gegnerischer Demonstranten, die sich von hinten nähern wollten, von der Polizei im Laufschritt vertrieben, richtiger wohl verjagt wurde. Wegen Entfernung und Bewuchs mit Büschen und Bäumen war diese Zahl nicht genau abschätzbar, aber es werden wohl allenfalls zwei- bis dreihundert gewesen sein.

Die erste Hälfte des Umzuges verlief reibungslos, abgesehen von zwei Aufenthalten, deren Gründe nicht ersichtlich waren; wahrscheinlich erste Vorboten polizeilicher Schikane. Denn die Polizei blockierte, obwohl die Strecke vor uns auf viele hundert Meter frei war.

Massiver wurden die polizeilichen Schikanen, als die Augustus-Brücke überquert werden sollte. Dort hatte sich eine kleinere Zahl von Demonstranten aufgestellt (oder trotz der kalten Temperaturen wohl teilweise zur Sitzblockade niedergelassen), und entgegen den mehrfachen Versprechungen gegenüber Versammlungsleiter Alexander Kleber von der JLO unternahm die Polizei keinerlei Anstrengungen, den zugelassenen Weg freizumachen. Eine zweifellos politisch motivierte Entscheidung, wie wir sie in letzter Zeit häufiger erlebt haben. Unmutig darüber, versuchten Demonstranten eine benachbarte Brücke zu benutzen, was von der Polizei mit Einsatz von Tränengas oder Pfefferspray und Knüppeln unterbunden wurde.

Da trotz der zahlenmäßig eindeutigen Überlegenheit der Demonstranten die Einheitlichkeit und Entschiedenheit des Vorgehens fehlte, kam die Staatsgewalt mit diesem Willkürakt insoweit durch. Daß und ob das juristische und gegebenenfalls im Landtag politische Konsequenzen hat, wird wohl am Veranstalter und der diesen unterstützenden Landtagsfraktion der NPD im sächsischen Landtag liegen. Nach den anschließenden engagierten und teilweise erkennbar wütend-betroffenen Redeäußerungen des Fraktionsvorsitzenden Holger Apfel darf man davon ausgehen, daß die besagte Fraktion diesen Vorgang nicht auf sich beruhen lassen wird, sondern bereit und imstande ist, Innenminister Buttolo stellvertretend für die Landesregierung parlamentarisch „Dampf zu machen“.

Der Rest des Umzuges verlief störungsfrei, abgesehen davon, daß eben auf polizeiliche Weisung eine andere Brücke benutzt werden mußte und der Rückweg daher durch weniger attraktives Gebiet führte als der Veranstalter vorgesehen und angemeldet hatte. Also wieder einmal rechtsfreie Räume; wieder einmal wohlwollendes Nichtstun gegenüber vielleicht hundert linkxextremen Blockierern und „Knüppel frei“ gegen die nationale Opposition; wieder einmal ein Bruch des so vielgerühmten und vielgelobten Grundgesetzes.

Thematisch wurde die Auftaktkundgebung gestaltet von dem NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt, dem DVU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Rechtsanwalt Ingmar Knoop, sowie von einem Redner aus Portugal, einem Redner aus der Schweiz und einem Redner aus Österreich. Auf der Abschlußkundgebung kamen der stellvertretende NPD-Parteivorsitzende und Fraktionsvorsitzende der NPD-Fraktion in Sachsen, Holger Apfel, ein mir namentlich nicht bekannter nicht mehr ganz junger Kamerad aus Süddeutschland sowie der bekannte nationale Aktivist Dipl. Ing. Peter Naumann zu Wort. Die Veranstaltung endete mit dem Absingen der Nationalhymne, wobei als etwas bedauerlich der Umstand betrachtet werden muß, daß zu dem Zeitpunkt – wohl auch mit Rücksicht auf die kalte Witterung und die fortschreitende Stunde – schon ein Gutteil der Veranstaltungsteilnehmer abgerückt war.

Obwohl wir Behinderungen, Schikanen und letztlich sogar polizeiliche Gewalt erlebt haben, die es in den vorigen Jahren nicht gegeben hat, muß unter dem Strich der gestrige Tag als ein Erfolg für die nationale Sache verbucht werden. Trotz aller Bemühungen bürgerlich-gutmenschlicher Kreise kamen nach meiner Schätzung an Teilnehmern von Gegenaktivitäten gerade mal drei- bis vierhundert Menschen zusammen, nach offiziellen (möglicherweise deutlich hochgerechneten) Zahlen zwischen sechshundert und tausend, während wir zahlenmäßig ungeheuer klar dominant waren; gleichviel, ob man die halbwegs reale Zahl oder die „gefühlte Zahl“ an Demonstranten zugrundelegt. Bedenkt man, daß die Witterung ungünstiger war als im letzten Jahr und daß die Anreise aus den gebirgigeren Teilen von Sachsen oder besonders auch aus dem im Schneechaos versunkenen Bayern deutlich erschwert bis unmöglich war, ist das ein sehr schönes Ergebnis, das meine persönlichen Erwartungen ganz deutlich überschritten hat.

Christian Worch

Eine persönliche Anmerkung an den Ordner im Kunstledermantel, mit dem ich an der Brücke einen Disput hatte:
Nein, ich habe die Demonstranten NICHT aufgestachelt oder dergleichen; ich war dort als Beobachter und normaler Teilnehmer und nicht als Anführer; und mir STINKT es, wenn mir fälschlich unterstellt wird, ich würde das tun. Aber gewöhne dich bitte daran, daß Demonstranten selbst denken und dich nicht automatisch als Autorität und eine Art von HILFSpolizist ansehen, nur weil du eine Ordnerarmbinde trägst. Ich habe möglicherweise zuhause mehr Ordnerarmbinden, als du in deinem ganzen Leben getragen hast! Und wenn du als Hilfspolizist fungieren möchtest, während die sehr reale Polizei Kameraden von uns mit Pfefferspray und Knüppeln malträtiert, dann mag es dir passieren, daß mangels greifbarer realer Polizeibeamten du HILFSweise wie ein solcher behandelt wirst. – Aber dafür, daß ich Dir Schläge angeboten habe, wenn du mich noch einmal berührst, entschuldige ich mich. Solange es in freundschaftlicher und nicht aggresiver Weise geschieht, muß ein Ordner manchmal auch eigene Kameraden ein wenig anschieben, einschließlich einer Hand auf ihrer Schulter oder so; das habe ich in meiner Eigenschaft als Ordner oder als Versammlungsleiter oder als verantwortlicher Teilnehmer selbst schon getan. Nur überlege dir freundlicherweise künftig, mit wem du das tust; ich mache diese Dinge sicherlich schon ein wenig länger als du. Und wenn du mir gegenüber das Vorurteil hast oder es dir von deinen Oberen eingeimpft worden bist, daß ich an allen Mißlichkeiten Schuld sein muß, dann provozierst du bei mir auch ein Vorurteil. Und dann stehst du als HILFSpolizist plötzlich ganz unangenehm zwischen den Fronten; und dann kriegst du es von der richtigen Polizei, weil du nur ein HILFSpolizist bist, und du kriegst es dann von den eigenen Leuten, weil du ein HilfsPOLIZIST bist und die reale Polizei gerade Scheiße baut. Und ob du stark genug bist, es auszuhalten, wenn du es von BEIDEN Seiten kriegst, das wäre nötigenfalls noch auszuprobieren.

Christian Worch


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