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Göttingen, 13. Mai 2006

Christian Worch

Hamburg, den 14. Mai 2006

BERICHT GÖTTINGEN


Am Vorabend fand in Göttingen eine sogenannte „warm-up“-Demo der Linken statt; nach deren eigenem Bericht 700 Teilnehmer; es gab laut Polizeibericht nach der Demonstration kleinere Zwischenfälle. 13 Strafanzeigen, 10 längerfristige Ingewahrsamnahmen. So ein „richtig großer Knall“ blieb offenbar aus.

Am Sonnabend trafen nach eigener wie polizeilicher Zählung 200 Kameradinnen und Kameraden am Bahnhof Göttingen ein. Obwohl die letzte Zugreisegruppe pünktlich da war (Ankunft 11.47 Uhr), zogen sich die polizeilichen Kontrollen ein wenig hin, so daß die Veranstaltung erst um 12.30 Uhr eröffnet werden konnte. Anmelder Adolf Dammann war im Krankenhaus, so daß die Leitung der Versammlung an meine Wenigkeit fiel. Es sprachen die Kameraden Gerd Wiechmann (ehemals Niedersäschsischer Landesvorsitzender der REPUBLIKANER, jetzt NPD), Jens Lütke (stellvertretender NPD-Landesvorsitzender von Schleswig-Holstein), Ivonne Mädel (freie Nationalisten aus Thüringen), Alexander Hohensee (freier Nationalist aus Hamburg) sowie ich. Da die Veranstaltung per gerichtlicher Auflage bis 14.00 Uhr begrenzt war, wurde sie um 13.50 Uhr aufgelöst, damit die Teilnehmer aus Richtung Norden noch bequem den nächsten Zug erreichen konnten und nicht eine mehr als einstündige Wartezeit in Kauf nehmen mußten.

Im Vorfeld der Versammlung hatte es kleinere polizeiliche Schikanen gegeben. Ein Kamerad war bereits im Bahnhof festgenommen worden, weil sein Pullover den Aufdruck „88“ hatte. Natürlich war diese Festnahme illegal; da er die Veranstaltung noch nicht erreicht hatte und da die Auflagen noch nicht verkündet waren, konnte er nicht gegen Auflagen verstoßen. Außerdem machte das Gerücht die Runde, ein bis mehrere Kameraden seien wegen Tragens des alten Thor-Steinar-Emblens festgenommen worden. Eine Bestätigung liegt noch nicht vor. Aber wenn die Polizei so dumm oder so böswillig ist, nicht zu wissen, daß ein Auflagenverstoß erst begangen werden kann, wenn die Versammlung eröffnet ist und der angebliche „Täter“ den Versammlungsbereich erreicht hat, sind sie vielleicht auch zu dumm oder zu böswillig, ein Urteil des OLG Brandenburg zu respektieren.

Während unsere Versammlung wie erwartet auf dem geradezu hermetisch von einer Polizeiarmee abgesperrten Bahnhofsvorplatz stattfand, demonstrierten in der Innenstadt von Göttingen (Albaniplatz) zwischen 4.500 und 6.000 Gutmenschen und Linke. Die Zahl 4.500 stammt von der Polizei; die Medien nannten vorwiegend 5.000, und 6.000 ist die insofern allerdings weniger glaubwürdige Eigenbehauptung der Veranstalter. Es gab einen schwarzen Block der Linken von angeblich 1.500 gewaltbereiten Personen. Ich halte diese Zahl für übertrieben; die Polizei mußte sie wahrscheinlich so hoch ansetzen, um zu rechtfertigen, warum wir nur eine stationäre Kundgebung und keine Demonstration machen durften. Der schwarze Block der Linken wurde von der Polizei „eng umschließend“ begleitet. Ein paar Linke machten ihrem Unmut Luft, indem sie Flaschen warfen; aber ein „richtig großer Knall“ war es offenbar nicht; die Übermacht der Polizei hatte die Sache erwartungsgemäß fest im Griff. (Je nach Quelle waren 6.000, 6.300 oder sogar 6.600 Polizei- und BGS-Beamte mobilisiert.)

Die in Richtung Norden abrückenden eigenen Demonstrationsteilnehmer entschieden sich in der Ortschaft Erze spontan, mit etwa 90 Leuten aus dem Zug auszusteigen und zu demonstrieren. Dies geschah etwa 45 Minuten ungestört – die Polizei war wahrscheinlich völlig auf Göttingen konzentriert. Erst als nach dem Ende der Demonstration die Teilnehmer teilweise in der Bahn, teilweise in einem dort stationierten Reisebus waren, stellte die Polizei eilig noch einige Personalien fest.

Alles in allem war es also recht ruhig, vor allem, wenn man es mit den bürgerkriegsmäßigen Horrorszenarien vergleicht, die die Polizei vor den Gerichten entwickelte. Wobei man natürlich klar sagen muß: Wenn der Rechtsstaat meint, mit 6.000 (oder mehr) Polizeibeamten nicht (angeblich) 1.500 Gewalttäter in den Griff kriegen zu können, ist das eine Bankrotterklärung! Die Sachsen sind da ein wenig robustiger als die Nieder-Sachsen. Am 1. Mai waren es in Göttingen nach Polizeiangaben bis zu 3.000 gewaltbereite Linke, und denen standen nur 2.000 Polizeibeamte entgegen. Trotzdem war es möglich, immerhin rund anderthalb Kilometer in Richtung Connewitz und dann die gleiche Strecke zurück zu marschieren.
Das wäre problemlos in Göttingen auch möglich gewesen. Es haben nur vor den Gerichten Stadt und Polizei übertrieben und gelogen, daß sich die Balken gebogen haben, und aus Gründen politischer Opportunität haben die Gerichte ihnen geglaubt. (Oder so getan, als ob sie ihnen geglaubt hätten.)

Natürlich das Thema Göttingen damit für uns noch lange nicht abgehakt.
Wir kommen wieder – keine Frage!


Andere demonstrative Aktivitäten am Wochenende:

In Marienfels und Koblenz fand eine Doppeldemonstration statt. Zwei Augenzeugen sprachen von 50 bzw. 70 Teilnehmern; der Veranstalter gibt allerdings höhere Zahlen an (80 bzw. 120). Nach Medienberichten gab es in Koblenz eine Gegendemonstration von ungefähr 1.500 Teilnehmern; von Zwischenfällen ist nichts berichtet.

Über die Demonstration (oder zwei aufeinanderfolgende Demonstrationen) in Suhl ist mir aus eigenen Quellen bisher noch nichts bekannt. Laut Indymedia kamen zwischen 50 und 100 Kameradinnen und Kameraden zusammen; die linken Kommentatoren halten allerdings die höhere Zahl (100) für eher glaubhaft. Die linke Gegenmobilisierung fiel mit vielleicht zwei Dutzend Leuten eher sehr, sehr spärlich aus. Anders als in der Landeshauptstadt Erfurt oder in Jena kriegen im südlichen Thüringen die Linken offenbar nicht viel auf die Reihe.

Christian Worch

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