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NEUE REPRESSION IN MINDEN

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 26. Dezember 2006

NEUE REPRESSION IN MINDEN

Wie berechtigt es war, in Minden gegen Repression zu demonstrieren, sahen wir nicht nur im Vorfeld durch das letztlich vom Verfassungsgericht aufgehobene Verbot. Wir sahen es auch vor Ort.

Es fing damit an, daß die Polizei ein wenig auf Zeit spielte, weil das Verfassungsgericht den Zeitrahmen von 11.oo bis 13.3o Uhr gekürzt hatte. Zweieinhalb Stunden für eine Wegstrecke von vielleicht vier Kilometern wären eigentlich völlig ausreichend gewesen. Aber weil die Polizei mit der Kontrolle von 60 bis knapp 70 Demonstrationsteilnehmern gerade mal eine halbe Stunde nach deren Eintreffen anfing und sich für diese geringe Zahl dann noch mal zusätzlich eine halbe Stunde Zeit ließ, wurde der Rahmen recht willkürlich natürlich noch weiter verkürzt. Er hättetrotzdem ausgereicht, aber wohl mit Blick auf gutmenschliche Befindlichkeit erließ die Polizei dann die Auflage, daß die Strecke wegen eben des Zeitrahmens erheblich zu kürzen sei; auf knapp über fünfhundert Meter hin und knapp über fünfhundert Meter zurück. Ein Verstoß gegen den Beschluß des Bundesverfassungsgerichts; denn wenn dieses der Meinung gewesen wäre, daß wegen des verkürzten Zeitrahmens auch die Strecke entsprechend zu kürzen wäre, hätte es das in seinen Beschluß hineingeschrieben.

Klar, daß damit in absehbarer Zeit in Minden ein weitere Demonstration fällig ist.

Der Ablauf an sich war überwiegend ruhig; nur an einer Stelle hatte sich die Antifa zu einer Gegenkundgebung zusammengerottet, die im Gegensatz zu unserer Demonstration offenbar niemals verboten worden war... (Eine seltsame Ungleichbehandlung, die sogar schon dem Verwaltungsgericht Minden in erster Instanz trotz seiner ansonsten negativen Haltung uns
gegenüber aufgefallen war.) Mit Weihnachtsfrieden hatten die Herrschaften nicht viel am Hut. Sie rissen ein paar Absperrgitter um und warfen eine Handvoll Steine; zu mehr Militanz reichte es allerdings mangels Masse nicht. Personenschaden trat nicht ein, und der Sachschaden traf nur ein Polizeifahrzeug, das die Heckscheibe durch Steinwurf einbüßte.

Außer den an dieser Stelle etwa 70 Antifas standen auf der Brücke über die Weser dann noch die eher gutmenschlichen Gegendemonstranten, die zwar ein paar große Transparente bei sich hatten, aber wohl eher unter 100 Personen gewesen sein dürften. Von einer Menschenkette und/oder Mahnwache in der Innenstadt, an der zwischen 300 und 500 Personen teilgenommen haben sollen, war für uns nix zu sehen; eben deshalb, weil wir durch willkürliche Wegstreckenkürzung gar nicht in den Innenstadtbereich kamen.

Als Redner traten auf der aus der Region stammende Kamerad Markus Winter, der unlängst erst nach sechs Monaten Haft aus dem Gefängnis entlassene Sascha Krolzig, Dieter Riefling, Siggi Borchardt und meine Wenigkeit.

Ein – wie man neudeutsch wohl sagt : - Highlight der Veranstaltung war die abschließende Gratisverlosung von CDs, Bekleidung und Aufnähern, die von mehreren Versänden umsonst zur Verfügung gestellt worden waren. Der Gedanke, die Organisation desselben durch den Veranstalter (Markus Winter) sowie die Beteiligung mehrerer Versände stieß auf allgemein
große Zustimmung. Wegen der Spendierfreudigkeit der Versände wie auch der geringen Zahl der Teilnehmer war nahezu jedes Los ein Gewinner. 

Vereinzelt hatten sich im Vorfeld wie im Nachhinein in Foren oder Kommentarspalten kritische Stimmen gemeldet, warum denn ausgerechnet an Weihnachten demonstriert wird. Ein wenig erstaunlich, daß diese kritischen Stimmen jetzt erst zu hören sind; es war die dritte Weihnachtsdemonstration in Folge. (24.12.2004 in Recklinghausen, 24.12.2005 in Duisburg und jetzt Minden.) Vielleicht, weil dies die erste Weihnachtsdemo war, die im Vorfeld verboten worden ist und deren Durchführung bis zum Bundesverfassungsgericht hatte durchgeklagt werden müssen? Welch merkwürdige Übereinstimmung der Kritiker mit den repressiven Wünschen von Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke, Verwaltungsgericht Minden und Oberverwaltungsgericht Münster! Wird natürlich ein reiner Zufall sein! – Wir verübeln niemandem, wenn er aus familiären Gründen oder von mir aus auch aus religiösem Prinzip nicht an einer Weihnachtsdemonstration teilnehmen mag. Aber Kritik daran, daß wir unsererseits dazu bereit sind, können wir nicht anerkennen! Denn der politische Kampf gegen uns und der Kampf gegen unser ganzes Volk ruht nie. Auch an Weihnachten, eigentlich dem Fest des Friedens, nicht. Einen einseitigen Frieden gibt es nicht. Das Wort für einseitigen Frieden lautet Kapitulation. Und da halten wir nichts von....

Hamburg, zweiter Weihnachtsfeiertag 2006
Christian Worch


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