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Wahlkampfauftakt Hannover 15.9.2007

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 15.  September 2007

Wahlkampfauftakt Hannover 15.9.2007

Mit Spannung waren einige Ereignisse erwartet worden. Würde die NPD es
schaffen, die Eilenriedehalle B mit wenigstens 500 Menschen zu füllen?
Würden die Anhänger des Schwarzen Blocks kommen, gegen die das
NPD-Parteipräsidium unlängst erst eine Erklärung und danach eine die
erste Erklärung erklärende Erklärung abgegeben hatte? Würden vielleicht
gar zum Gaudium der reichlich anwesenden Presse Spannungen,
Sollbruchstellen erkennbar werden?

Vorweg gesagt: Die Veranstaltung verlief erfolgreich und harmonisch.

Nach meiner Schätzung waren es in der für fünfhundert Personen
bestuhlten und für maximal siebenhundert Personen zugelassenen Halle
etwa sechshundert Teilnehmer. Die Polizei gibt in ihrer Pressemeldung
550 an; die Veranstalter sprachen abschließend von achthundert. Die
Resonanz war also offenbar vorhanden. Auch Anhänger des Schwarzen Blocks
waren anwesend; vielleicht nicht so viele wie bei anderen größeren
Gelegenheiten, aber immerhin noch in einer Stärke von vielleicht einer
Hundertschaft.

Einer der ersten Redner war der Parteivorsitzende Udo Voigt, der
einleitend außer seinen Parteifreunden und den parteifreien
Nationalisten ausdrücklich auch die Anhänger des Schwarzen Blocks
begrüßte. Kurz darauf machte er für die Mißhelligkeiten zwischen der
Partei und diesem Block die Medien verantwortlich. Für Szenekenner mag
das ein wenig seltsam klingen, aber als Geste des guten Willens wurde es
aufmerksam registriert und beifällig aufgenommen.

Stehende Ovationen gab es für die Rede des Spitzenkandidaten Andreas Molau.

Auf Beifall stießen die Liedvorträge von Annett und Jörg Hähnel. Der
gleichfalls angekündigte Michael Müller fiel wegen Verletzung des
Daumens aus.

Gleichfalls ausgefallen ist der angekündigte Redebeitrag des
stellvertretenden Parteivorsitzenden und Vorsitzenden der NPD-Fraktion
in Sachsen, Holger Apfel. Obwohl persönlich anwesend, zog er es vor,
seinen Platz auf der Rednerliste nicht wahrzunehmen. Die genauen Gründe
dafür sind mir nicht bekannt. Gerüchteweise verlautete, daß entweder
andere der für Auftritte vorgesehenen Redner oder Teile des Publikums
ihm mißfielen. Aber in einer aufstrebenden Partei wie der NPD läßt sich
selbst ein Fraktionsvorsitzender eines deutschen Landtages ersetzen.
Schließlich gibt es zur Zeit noch einen zweiten. Dieser war anwesend und
bereit zum Sprechen. Das kam auch offensichtlich gut an; denn außer
Andreas Molau war Udo Pastörs aus Mecklenburg-Vorpommern der zweite, der
stehende Ovationen erhielt.

Damit war dann auch nicht nur ein weiterer Höhepunkt, sondern fast das
Ende der von Generalsekretär Peter Marx sehr routiniert moderierten
Veranstaltung erreicht. Den krönenden Abschluß bildete das Lied der
Deutschen, danach die sprechchorartig vorgebrachet Manifestation „Hoch
die nationale Solidarität“ und schließlich die verabschiedenden Worte
eines weiteren Landtagsmitglieds, in dem Fall Stefan Köster aus
Mecklenburg-Vorpommern, dem die Versammlungsleitung oblag.

Eine Nettigkeit am Rande darf nicht unerwähnt bleiben, weil sie für
nicht unbeträchtliche Heiterkeit sorgte. Wohl auf Veranlassung des NDR
beeehrte die sogenannte „Drag-Queen“ „Olivia Jones“ mit Kamerateam und
zwei Bodyguards die öffentliche Veranstaltung. Der Auftritt von Herrn
oder Frau oder wie auch immer Jones sollte offenbar provokatorisch sein.
Spitzenkandidat Molau konterte dies aber mit erfreulich kaltschnäuziger
Offenheit, als er ihm oder ihr oder es bei einem Gesprächsversuch
einfach sagte, „Sie sind nicht mein Typ!“ Was man dem verheirateten
Andreas Molau, zweifachem Familienvater, nun wirklich nicht nachsehen
kann....

Alles in allem kann man sagen,daß die Präsentation der NPD zum
Wahlkampfauftakt durchaus professionelle Qualität hatte; auch
inhaltlich. Der Wille, vorwärts zu kommen, war deutlich zu spüren. Das
Publikum, das mit NPD-Altmitgliedern und jüngeren NPD-lern sowie
radikalen parteifreien Aktivisten sehr durchmisch war, zeigte sich nicht
nur interessiert, sondern stellenweise begeisterungsfähig. Auch Klippen
wie der aktuelle Streit zwischen NPD-Präsidium und Anhängern des
Nationalen Schwarzen Blocks wurden nicht nur umschifft, sondern durch
geradezu freundliche Gesten zwar nicht beseitigt, aber zumindest für den
Moment beiseite geschoben. Der für die NPD historische Ort Hannover mag
dabei geholfen haben, Einigkeiten zu betonen und Trennendes nicht völlig
auszuräumen, aber in den Hintergrund zu schieben.

Also war die Veranstaltung gelungen. Und sie hat sogar ein
möglicherweise zeichensetzendes Potential; das Potential, in der
Rückschau späterer Jahre zu einem Aufbruch zu werden.

Propagandistisch lag die Wirkung der Veranstaltung natürlich in erster
Linie im Vorfeld: In den Verfahren, die die NPD führen mußte, um den
prominenten Ort Congreß-Centrum zu erhalten, und in den geradezu
reflexhaften gutmenschlichen Gegenaktivitäten. Aber die größte Resonanz
im Vorfeld nützt nichts, wenn vor Ort dann nichts zu zeigen ist. Hier
war es so, daß Erwartungen auch erfüllt werden konnten.

Wenn einige Medien in gutmenschlichem Sinne erfreut darauf abstellten,
daß insgesamt 200 Organisationen (von teilweise gesellschaftlicher
Relavanz und entsprechender Finanzkraft) fünftausend Gegendemonstranten
auf die Beine gebracht haben, so kann das von nationaler Seite locker
gesehen werden. Denn wenn die fünftausend waren und wir sechshundert,
dann ist das elf Prozent. Und genau das ist, was als theoretisches
Potential der NPD für diese Landtagswahl prognostiziert ist, und mehr
als das wir die NPD zumindest für 2008 nicht wollen. Aber 2008 ist nicht
das Ende der Geschichte; genauso, wie der 15. September nicht das Ende,
sondern erst der Anfang war.

Hamburg, 15.9.2007
Christian Worch

 


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