- zurück zur Auswahl -

Der Sprung nach Westen ist mißglückt.
 

Nachricht von:
Christian Worch


Hamburg, den 28. Januar 2008


Der Sprung nach Westen ist mißglückt.

Mit 1,5 Prozent bekam die NPD in Niedersachsen gerade ein klein wenig
mehr als die 1,3 Prozent, die sie bei der Bundestagswahl im September
2005 hatte.

Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich gut gewesen – nicht unbedingt
für einen Landtagseinzug, daran haben wohl nur hoffnungslose Optimisten
wirklich geglaubt, aber für ein solides Ergebnis zwischen zwei und drei
Prozent, für eine deutliche Steigerung der vorherigen Ergebnisse, für
eine Verankerung in einem westlichen Flächenstaat, die Basis für
spätere, weiterreichende Erfolge hätte werden können.

Es stand ein Spitzenkandidat zur Verfügung, der als vormaliger
Waldorf-Lehrer deutlich aus dem NPD-typischen Rahmen fiel und sowohl
medienwirksam als auch gefällig aufzutreten wußte. Das Wahlkampfmaterial
war von vernünftiger Qualität und in geeigneter Zahl vorhanden. Mit der
allerdings erst recht spät der Öffentlichkeit vorstellten Wahlkampf-DVD
lag sogar ein völlig neuartiges Medium vor, das auf reges Interesse
stieß. Die Organisation des Wahlkampfes zeigte keine nennenswerten
Schwächen, und linksextremistische Störungen von Info-Tischen, Abreißen
von Plakatträgern und dergleichen hielten sich im für NPD-Wahlkämpfe
üblichen Rahmen.

Daß trotzdem kein besseres Ergebnis drin war, ist schwer erklärlich.
Vielleicht lag es ein wenig daran, daß nach dem auch in den Medien
vielbeachteten Wahlkampfauftakt im Congreß-Centrum Hannover am 15.
September 2007 kein weiterer wirklicher Höhepunkt folgte, weil das Geld
knapper war als anfänglich gehofft. Das alleine aber wird es nicht
gewesen sein. Auch eine stärkere Konzentration auf das Hauptthema der
NPD, Überfremdung und Ausländerkriminalität, hätte wohl keinen deutlich
größeren Erfolg versprochen – der CDUler Koch in Hessen verlor mit einer
bürgerlich-gemilderten Variante dieses Themas sogar im zweistelligen
Prozentbereich.

Das bleibt nur die Erkenntnis, daß Politik nicht wirklich berechenbar
ist. Und das Bedauern, daß bei so geringen Ergebnissen nicht einmal eine
vernünftige statistische Erhebung darüber möglich ist, warum das
theoretische Potential an Sympathisanten und möglichen Wählern nur in so
geringem Maße ausgeschöpft werden konnte; erkennbar geringer, als
beispielsweise frühere Meinungsumfragen, wie in der Berliner Zeitung
veröffentlicht, prognostiziert hatten.

Der Wähler, das unbekannte Wesen....

Damit werden wir wohl noch eine Weile leben müssen.

Der einzige Rat, der in so einer Situation etwas taugt, ist dieser: Nach
dem wenig ermutigenden Wahlergebnis nicht abschlaffen und in der
Versenkung verschwinden. Aktiv bleiben, sich immer wieder ins Gespräch
bringen. Präsenz zeigen. Grundlagen schaffen, selbst kleinste Erfolge
auszubauen. Und sich damit auf eine neue Runde vorbereiten, die in einer
parlamentarischen Demokratie nun mal zwangsläufig kommt, spätestens mit
dem Ende der Legislaturperiode.

Hamburg, den 28. Januar 2008
Christian Worch


 Zur Startseite