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Demo Siegen 16.12.2008

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 18. Dezember 2008


Demo Siegen, 16. Dezember 2008

Die Siegener Kameraden wollten mitten in der Woche demonstrieren, weil
es nun genau der Jahrestag der Bombardierung ihrer Stadt war. Ich hatte
Bedenken, ob unter der Woche in einer noch nicht einmal sonderlich
großen Stadt in Westdeutschland genügend Teilnehmer zusammenkommen
würden. Aber Kameraden aus der Region zerstreuten meine Bedenken; und
sie hatten recht.

In der Nacht vor der Demo wurden mutmaßlich Antifaschisten aktiv und
„fackelten“ das Auto des stellvertretenden NPD-Kreisvorsitzenden Schulze
ab. Ironischerweise äußerte die Polizei, daß sie vor genauerer
Untersuchung nicht ausschließlich von einem Brandanschlag ausginge,
sondern auch die Möglichkeit „spontaner Selbstentzündung“ nicht
ausschließen wolle. Wie so etwas bei einem Auto, das seit mehreren
Stunden mit ausgestelltem Motor abgestellt ist, passieren soll, muß mir
ein Techniker eines Tages genauer erklären. Für mich als Laien ist es
nicht nachvollziehbar.

Außerdem hörte ich Gerüchte, es seien am Abend vor der Demonstration
mehrere Linksextremisten von der Polizei festgenommen worden, die geübt
hätten, Molotow-Cocktails zu werfen. Mag sein, daß das eine
„Latrinenparole“ ist; eine offizielle Bestätigung ist mir nicht bekannt.
Aber ausschließen kann man heutzutage gar nichts. Das Beispiel
staatserschütternd randalierender Horden in Griechenland mag Schule machen.

Als wir vor Ort ankamen, wirkte es eher ruhig. Die Teilnehmerzahl lag
letztlich bei 100 Personen, wobei sich Polizeiangaben, Berichte in
regionalen Medien und meine eigene Wahrnehmung sehr genau decken. Eine
Gruppe von Bahnreisenden kam verspätet, weil es zunächst ein Problem mit
der Oberleitung gab (unklar ist, ob ein zufälliges technisches Problem
oder ein Sabotageakt) und danach die Polizei die Kameraden auf recht
weiten Umwegen in den Versammlungsbereich hineingeleitet, weil
politische Gegner eine sehr zentrale Kreuzung besetzt hatten.

Der erste Redner war ein Kamerad, dem besondere Hochachtung gebührt:
Stefan Maurer hatte sich wegen einer schweren Gesichtsverletzung noch am
Montag einer Operation unterziehen müssen und hatte am Dienstag auf
eigene Veranwortung das Krankenhaus verlassen, um an der Demonstration,
die er selbst auch angemeldet hatte, teilnehmen zu können.

Zweite Redner der Auftaktkundgebung war Stefan Flug,
NPD-Kreisvorsitzender von Siegen-Wittgenstein.

Die Wegstrecke hin und zurück war eher bescheiden, nämlich gerade einmal
zweihundert Meter jeweils. Bei den naßkalten Temperaturen hätte sich so
mancher Teilnehmer wohl einen etwas längeren Marsch gewünscht, um sich
dabei ein wenig aufzuwärmen. Aber die Kameraden vor Ort hatten die von
der Behörde drastisch gekürzte Wegstrecke ohne formale Klage akzeptiert,
weil gerade in Nordrhein-Westfalen das Anfechten solcher Auflagen eine
sehr unattraktive Aufgabe ist und das Bundesverfassungsgericht darin
leider nicht den für eine Einstweilige Anordnung notwendigen „Schweren
Nachteil“ sieht.

Die Zwischenkundgebung bestritt als erster Redner meine Wenigkeit,
gefolgt von dem Kameraden Grob aus Dortmund und dem Kameraden Axel Reitz
aus Köln.

Kamerad Grob äußerte in seiner Rede Kritik daran, daß Kamerad Flug bei
der Auftaktkundgebung nicht nur den alliierten Bombenterror mit dem
fortwährenden psychologischen Krieg gegen das ganze deutsche Volk
verbunden, sondern als Gegenwaffe gegen diese Psycho-Kriegsführung die
Wahl der NPD empfohlen hätte. Er empfand es als unangemessen, daß eine
Gedenkveranstaltung für Bombenopfer mit Wahlwerbung für eine Partei
verbunden wurde.

Prinzipiell teile ich diese Ansicht, aber andererseits ist es vielleicht
auch nicht die beste Idee, Kritik daran in öffentlicher Rede
auszudrücken. Dies gilt um so mehr, als in Siegen und Umgebung
parteifreie Kräfte und NPD eng miteinander verzahnt sind und gut
zusammenarbeiten. Vielleicht sollte man das künftig vorher miteinander
besser absprechen, dann können solche Dinge sicherlich
kameradschaftlich-einvernehmlich geklärt werden und brauchen nicht auf
offene Straße und in öffentlicher Rede aufbereitet zu werden.

Die kleine interne Meinungsverschiedenheit hielt unsere besonderen
„Freunde“ von der Antifa natürlich nicht davon ab, gegen uns alle
gemeinsam zu demonstrieren. Besondere Lautstärke konnten sie dabei nicht
entwickeln; die vom NPD-Landesverband Nordrhein-Westfalen ausgeliehene
Lautsprecheranlage erwies sich als eindeutig stärker. Auch daß wir, wie
die Zeitung berichtet, mit Knallkörpern beworfen worden wären, habe ich
persönlich nicht feststellen können. Lediglich ein „Bengalisches Feuer“
wurde in den Reihen der Gegendemonstranten entzündet und sorgte für
einen hübschen optischen Effekt, war ansonsten aber nicht weiter störend.

Ein wenig belustigend war eine Aktion der Polizei: Nach dem Ende unserer
Zwischenkundgebung, die gut eine Stunde dauerte und von einer Ansammlung
(oder Versammlung) von Linken begleitet wurde, richtete sie eine
Lautsprecherdurchsage an die Linken, diese mögen doch jetzt bitte
endlich mal einen Leiter für ihre Versammlung benennen.... Unklar ist
mir, ob die Polizei vorher eine Stunde vergeblich versucht hat, einen
Leiter der linken Versammlung ausfindig zu machen, oder ob ihr erst nach
einer Stunde der Gedanke kam, daß nach dem Gesetz eine Versammlung ja
auch einen Leiter haben müsse....

Der gleichfalls kurze Rückmarsch verlief ohne Zwischenfälle. Zur
Abschlußkundgebung ergriff noch einmal der Kamerad Sascha Maurer das
Wort und trug unter anderem eine geradezu tragikomische Randepisode zum
Angriff auf Siegen vor. Dieser Angriff hatte ursprünglich schon am 15.
und nicht erst am 16. Dezember stattfinden sollten. Wegen schlechten
Wetters aber mußten die alliierten Bomber wieder abdrehen, und um landen
zu können, entledigten sie sich ihrer ungenutzten Bombenlast über dem
Ärmelkanal. Offenbar trafen sie dabei im dichtesten Nebel auch das unter
ihnen in Gegenrichtung fliegende Flugzeug des weltberühmten Jazzmusikers
Glen Miller. He died in friendly fire! Zwar macht das die unschuldigen
Opfer des tags drauf dann tatsächlich stattgefundenen Angriffs nicht
wieder lebendig, aber man kann es als eine zumindest kleine Genugtuung
ansehen. Denn Miller war auf dem Flug nach Paris, um mit seiner
musikalischen Kunst Truppenbetreuung zu machen und die feindlichen
Soldaten damit zu weiterem Kampf moralisch aufzurüsten.

Beim Abzug der Bahnfahrer kam es noch zu einem kleineren Zwischenfall
mit Linksextremisten und der Polizei, infolgedessen zwei Kameraden
zeitweilig festgenommen wurden. Ansonsten war es eine sehr ruhige
Veranstaltung.

Christian Worch


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