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Apodiktische Erklärung

Nachricht von:
Christian Worch

Hamburg, den 29. Dezember 2008

Apodiktische Erklärung:

Was lange vermutet wurde, hat sich nun bestätigt: Es wird auf dem
nächsten Bundesparteitag der NPD einen Gegenkandidaten zum Amtsinhaber
Udo Voigt geben. Nachdem eine Reihe von Leuten im Gespräch waren, haben
sich nun offenbar Udo Pastörs und Holger Apfel zusammen mit Peter Marx
und Sascha Roßmüller darauf geeinigt, gemeinsam Andreas Molau vorzuschlagen.

Zeit, sich zu positionieren. Unabhängig von der Frage, ob ich
Parteimitglied bin oder nicht, weil die NPD zumindest potentiell zu
wichtig ist, um sie nur sich selbst zu überlassen.

Es ist traurig, daß Udo Voigt sich den Spitznamen „Pattex-Udo“ verdient,
weil er so an seinem Sessel klebt, als sei die einzige Alternative für
ihn persönlich das Abrutschen in den Hartz-IV-Empfang. Seiner Partei
erweist er damit einen schlechten Dienst. Es kann völlig dahingestellt
bleiben, ob ihn an Erwin Kemnas Betrügereien auch nur die geringste
Mitschuld trifft oder ob er zumindest Mitwisser war. Da ihm weder das
eine noch das andere nachzuweisen ist, muß seiner Versicherung Glauben
geschenkt werden, daß er völlig überrascht wurde und sein Vertrauen aufs
schwerste mißbraucht worden ist.

Aber schon die Blauäugigkeit des Parteivorsitzenden, daß dreieinhalb
Jahre lang mindestens eine Dreiviertelmillion Euro aus der Partei
abgezogen wurde und er nix gemerkt haben will, reicht aus, ihn als
Parteivorsitzenden ummöglich zu machen. Wenn die Kemna-Affäre keine
personellen Konsequenzen auf höchster Ebene hat – und damit ist der
Parteivorsitzende selbst gemeint - , dann macht sich die NPD auf Dauer
lächerlich, dann ist sie permanent angreifbar, dann ist sie finanziell
nicht mehr vertrauenswürdig und damit letztlich politisch erledigt.

Sicherlich ist es an dieser Stelle angemessen, auch rückwirkend die
Verdienste Udo Voigts um die NPD zu würdigen. Als er – wenngleich auf
etwas fragwürdige oder gar anstößige Weise – Günter Deckert als
Vorsitzenden ablöste, übernahm er eine Partei, deren Mitgliederzahl
unter dreitausend gesunken war. (Die offiziellen Zahlen nennen ein paar
mehr, aber Insider wissen, daß es weniger als dreitausend waren.) Eine
Partei, die damit gar nicht mehr wirklich handlungsfähig war. Zudem eine
Partei, die in ihrem null-Komma-Ghetto nicht einmal mehr „Staatsknete“
bekam.

Aus diesem tiefsten Tal ihrer inzwischen mehr als 44-jährigen Existenz
hat Udo Voigt die NPD herausgeführt. Durch Aufhebung der
Unvereinbarkeitsbeschlüsse – die allerdings schon unter Günter Deckert
mindestens aufgeweicht waren – und Öffnung der Partei für radikalere
Kräfte konnte er sie wieder operationsfähig machen. Damit waren die
Grundlagen gelegt, in zumindest zwei Landesparlamente einzuziehen und
sich der zeitweilig übermächtigen auch-nationalen Konkurrenz von DVU und
REPs gegenüber nicht nur zu behaupten, sondern sie zu überrunden.

Dieses durchaus historische Verdienst kann jedoch nicht ausgleichen, daß
eine schwerwiegende Aufsichtspflichtverletzung durch den derzeitigen
Bundesvorsitzenden der NPD stattgefunden hat. Diese muß personelle
Konsequenzen „ganz oben“ haben, sprich also in der Person Udo Voigts.
Sicherlich wäre es nicht nötig, ihn vollständig „in die Wüste zu
schicken“. Mit Blick auf frühere herausragende Verdienste zugunsten der
NPD könnte und sollte man sich vielleicht Gedanken darüber machen, ihn
zum Ehrenvorsitzenden zu wählen. Nur die Position als höchster
politischer Entscheidungsträger der Partei ist durch ihn schlichtweg
nicht mehr zu besetzen.

Natürlich besteht die Möglichkeit, daß die Delegierten – vielfach auch
eingewoben in Fraktionierungen innerhalb der Partei, in Fronden, Cliquen
und Riegen – dies anders sehen als ich, der Außenstehende. Daher ist
eine Erklärung meinerseits angezeigt:

Sollte der Udo Voigt über den nächsten Bundesparteitag hinaus
Bundesvorsitzender der NPD bleiben, hat sich die NPD für mich erledigt.
Dann findet sie für mich nicht mehr statt, dann ist mir ihre politische
Zukunft keinen Pfifferling mehr wert.

Diese Erklärung ist apodiktisch (*).

Hamburg, den 29. Dezember 2008
Christian Worch

(*) apodiktisch = (hier): unumstößlich, keinen Widerspruch duldend


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