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Nachricht von:
Christian Worch

Parchim, den 7. Juni 2010

85 zu 97:

Nein, das ist nicht der Endspielstand eines Baskettball-Spiels in der
amerikanischen Oberliga. Es ist auch nicht das vermutete Endergebnis an
Gegentoren und eigenen Toren der deutschen Fußballmannschaft bei der
bald anlaufenden Weltmeisterschaft. Es sind Lautstärkewerte.

Der erste Wert -- 85  Dezibel -- war der, den die Demonstration am 5. Juni
2010 in Hildesheim bei Verwendung elektroakustischer Unterstützung (im
Volksmund Lautsprecheranlage oder Megaphon genannt) am Fenster des
nächstgelegenen Wohnraums nicht überschreiten durfte. Und 97 Dezibel war
der Wert, den die zu dem Zeitpunkt erst 300 Teilnehmer OHNE
elektroakustische Unterstützung an genau diesem Meßpunkt erzeugen
konnten. Womit sich wieder mal zeigt, wie sinnvoll solche Auflagen sind.
-- Gemessen wurde übrigens von einem sehr kooperativen Mitarbeiter der
DEKRA, der einen handelsüblichen Dezibelmeter bei sich hatte, mit einer
bis 2012 gültigen Eichmarke. (Seit die Polizei in Aachen mal so blöd
war, zur Einhaltung einer Lautstärkeauflage einen Dezibelmeter OHNE
Eichmarke einzusetzen, ist das mein erster Blick, wenn jemand so ein
Gerät aus der Tasche zieht...)

Auch ansonsten haben manche Polizisten mit Auflagen so ihre liebe Not;
in einem solchen Ausmaß, daß es an Slapstik grenzt. Eine übereifrige
Polizistin veranlaßte, daß bei mindestens zwei Teilnehmern die
Fahnenstangen abgesägt wurden, weil sie der Meinung war, daß diese nicht
länger als 1,5 Meter sein dürften. Lektüre des Auflagenbescheides hätte
ihr dahingehend weitergeholfen, daß diese laut behördlichem Bescheid bis
zu 2,5 Meter lang sein durften. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Und
ich hatte immer gedacht, die leidliche Beherrschung der deutschen
Schriftsprache aktiv (schreibend) und passiv (lesend) sei
Grundvoraussetzung für den Eintritt in den Polizeidienst. So langsam
kommen einem da doch gewisse Zweifel..

Not amused, wie der Engländer sagt, waren Kameraden, denen man im
berühmt-berüchtigten Kontrollzelt Kapuzenjacken für die Dauer der
Demonstration sichergestellt hatte. Das hätte sie wahrscheinlich nicht
sonderlich gestört, wenn nicht unmittelbar danach eine Menge Leute mit
genau gleichartigen Kapuzenjacken das Kontrollzelt verlassen hätten. Die
Umsetzung von Auflagen oder versammlungsrechtlichen Bestimmungen scheint
inzwischen zur Beliebigkeit zu entarten. Man kann so was auch Willkür
nennen, und die ist grundgesetzlich verboten, weil eines Rechtsstaates
nicht würdig. Aber auch das scheinen Polizeibeamte heute nicht mehr zu
lernen. Oder es ist ihnen einfach völlig egal. Der Beifall staatlich
organisierter Gutmenschenkamarilla und Journaille ist vielleicht
wichtiger als die Einhaltung der Gesetze....

Wir wollen uns aber mit Schikanen nicht weiter aufhalten; das sind eher
hilflose Versuche, einen politischen Vormarsch nicht zu stoppen, aber
wenigstens zu verzögern.

Nicht verhindern konnte all das, das rund doppelt soviele Teilnehmer
zusammenströmten, wie der Veranstalter erwartet hatte. Nämlich nach
polizeilicher Zählung etwas über 630. Gegen Ende der Demonstration kam
dann noch eine Reisegruppe aus der Hauptstadt hinzu, die man dort ohne
nachvollziehbaren Grund so lange aufgehalten hatte, daß sie trotz
überpünktlichen Erscheinens am Bahnhof den vorgesehenen Zug versäumten
und einen späteren nehmen mußten. Das waren etwa siebzig Personen, denen
sich unterwegs noch eine kleinere Gruppe aus der Ostseeküstenmetropole
Rostock angeschlossen hatte, so daß sie zusammen nahe an hundert waren
und die Gesamtzahl der Teilnehmer damit auf etwas über 700 erhöhten.

Die Versammlung wurde geleitet und moderiert von Ricarda Riefling, die
ihre Aufgabe engagiert und kompetent erledigte, was gerade mit nervenden
Polizeibeamten und dergleichen kleinen Ärgernissen gewiß nicht wirklich
leicht ist. Unterstützt wurde sie dabei vom Anmelder und
Hauptorganisator Dieter Riefling, von den Ordnern sowie mehreren
freiwilligen Organisationshelfern, die sich unter anderem damit
vergnügten, die Existenz der oben erwähnten Eichmarke festzustellen,
diverse Technik zu bedienen, Mineralwasser oder Wiener Würstchen
auszugeben und was sonst noch so alles bei einer Zusammenkunft von
siebenhundert Menschen erforderlich ist. Auch die Ersthelfer waren
wieder im Einsatz.

Auf der Auftaktkundgebung traten Dieter Riefling, ven Skoda, ein mir
namentlich nicht mehr erinnerlicher Kamerad aus Dortmund sowie der
eigens früher vom Bundesparteitag der NPD abgereiste Thomas Wulff auf.

Der anschließende Demonstrationszug führte durch die Hildesheimer
Nordstadt; ein Viertel mit überaus starkem ausländischen Anteil an
Bewohnern. Um so mehr muß man die Zivilcourage von zwei Anwohnern
rühmen, die alte deutsche Fahnen aus dem Fenster hängten. Direkt
gegenüber der Auftaktkundgebung war es eine kaiserliche
Reichskriegsflagge, und auf der Wegstrecke wehte den Demonstranten eine
schwarz-weiß-rote Fahne mi dem preußischen Adler entgegen.

Dank weitläufiger polizeilicher Absperrung waren Gegendemonstranten nur
in verschwindend geringer Zahl vorhanden und akustisch kaum wahrnehmbar;
von sonstigen Störungen mal ganz zu schweigen.

Auf der Zwischenkundgebung sprachen Axel Reitz, der niedersächsische
JN-Vorsitzende Julian, dessen Nachname mir entfallen ist, meine
Wenigkeit und meiner vagen Erinnerung nach noch ein weiterer Kameraden
,von dem ich peinlicherweise ebenfalls nicht richtig wahrgenommen habe,
wer er war.

Am Rande der Zwischenkundgebung gab es wohl kaum erwähnenswerte
Ärgenisse mit aufdringlichen Linksjournalisten; gerüchteweise war zu
hören, daß die sattsam bekannte Andrea Röpke einen ungewollten
Direktkontakt zwischen ihrem Auge und dem Sucher ihrer Kamera
herstellte. Angeblich erwies sich dabei das Auge als härter als die
Kamera, die Teile verloren haben soll. Wenn diese Geschichte stimmt, ist
das ein Beweis für die Überlegenheit des Menschen über die Technik.

Auf dem Rückweg marschierte der Demonstrationszug mangels ortskundiger
Kameraden an der Zugspitze einfach über den Platz der Abschlußkundgebung
hinaus. Auch die Polizei war entweder örtlich desorientiert oder
kümmerte sich nicht weiter darum, weil sie letztlich ohnehin zum Bahnhof
zurück wollten, wo ihre Fahrzeuge abgeparkt waren. Dann aber erlebte die
Demonstration einen Aufenthalt, der eher untypisch ist. Ihr trat eine
andere Demonstration entgegen, die Straße in ganzer Breite blockierend.
Anders als gewohnt war es aber diesmal keine Gegendemonstration, sondern
es handelte sich um eigene Truppenteile: Die Kameraden aus Berlin und
Rostock, die frei nach Schiller spät kamen, aber sie kamen! Dies führte
dann auch dazu, daß mit dem Anmelder Dieter Riefling ein ortskundiger
Kamerad an der Zugspitze erschien, der feststellte, daß man schon rund
hundert Meter über den Platz der Abschlußkundgebung hinausmarschiert
war. Also wurde kehrt gemacht, was die Polizei dann doch ein wenig
verwirrte, wogegen sich aber nun mal schlecht was sagen ließ.

Zum guten Abschluß trat dann also noch Sebastian Schmidtke aus Berlin
als Redner auf, bevor bei ungewöhnlich schönem sommerlichen Wetter die
Veranstaltung aufgelöst werden konnte.

Vor allem mit der unerwartet hohen Zahl der Teilnehmer waren alle sehr
zufrieden.

Nach dem deutlich kleineren Anfang im vergangenen Jahr (mit etwa 180
Teilnehmern in Pinneberg) hat der "Tag der deutschen Zukunft", der
künftig jedes Jahr in einem anderen Bundesland stattfinden soll, sich
damit als möglicher neuer Fixpunkt in der nationalen Agenda etabliert.

Dies ist natürlich auch auf die sehr fleißige Arbeit der Kameraden aus
Südniedersachsen zurückzuführen, besonders des Anmelders und
Organisators Dieter Riefling. Neben der massenhaften Verbreitung von
Flugblättern, Aufklebern und Plakaten fand auch ein Infotisch in
Hildesheim statt. Offenbar wegen des großen Zuspruchs der Bevölkerung
verweigerte die örtliche Behörde die Genehmigung für einen zweiten mit
der Begründung, daß eine vorher nicht bekannte Frist von drei Tagen
nicht eingehalten worden sei. Eine hiergegen angemeldete
Protestkundgebung wurde so spät verboten, daß eine Anrufung des Gerichts
aus Zeitgründen nicht mehr möglich war. Ähnlich erging es der
Vorabendkkundgebung, bei Linken als "warm-up-Demo" bezeichnet, die am
Freitag in Hannover stattfinden sollte. Sie wurde mit der etwas
abenteuerlichen Begründung angeblich drohenden polizeilichen Notstandes
untersagt.

Eine rechtliche Aufarbeitung wird natürlich stattfinden.

Ebenso wird zumindest in der Region, nicht nur in der Stadt Hildesheim,
eine Nachbereitung der Veranstaltung mindestens mit Flugblättern, wenn
nicht sogar mit weiteren Werbemitteln oder Aktionsformen stattfinden.

Für die Ausrichter des nächsten "Tages der deutschen Zukunft" wird das
bestimmt ein Anreiz sein, ihre Demonstration in ähnlicher Weise zeitlich
vorher und nachher mit einer ganzen Kampagne einzurahmen, wie dies
geradezu vorbildhaft in Hildesheim und Südniedersachsen getan worden ist.

Parchim, den 7. Juni 2010
Christian Worch


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